Gestern habe ich den unten angefügten 15 minütigen Vortrag von Yann Arthus-Bertrand gesehen, den er auf einer TED Veranstaltung gehalten hat. TED, wie immer, regt sehr zu denken an. In dem Vortrag umreißt er kurz seine Arbeit der letzten Jahre. Arthus-Bertrand ist einer der Fotografen, die die Erde aus der Luft in unglaublichen Bildern präsentieren. Mit diesen Bildern war der Fotograf in Wien 2004 schon vor dem Museumsquartier präsent, in einer Freilichtausstellung. In dem Vortrag stellt er vor allem auch den Film vor, den er in den letzten Jahren gedreht hat. Home. Der Film, er wird von Arthus-Bertrand zur allgemeinen und freien Verfügung verteilt, ist ein eindringliches Plädoyer in Bild und Wort für die universelle Heimat des Menschen. In Bildern, die sehr an Godfrey Reggio’s Koyaanisqatsi, bzw. dessen gesamte “Quatsi”-Trilogie erinnern, erzählt er die Geschichte des Lebens auf der Erde, dessen Kreislauf und die Störungen, die der Mensch speziell in den letzten 50 Jahren in diesem Kreislauf verursacht hat. Er zeichnet ein Bild der Verwüstung, verbrannte Erde, die der Mensch in seinem Hunger nach dem Mehr hinter sich gelassen hat, nur um den nächsten Hektar Wald zu verbrennen oder Ackerland verdorren zu lassen. Kein erfreuliches, aber ein realistisches Bild, unterfüttert mit Zahlenmaterial, dass nicht kalt lassen kann. Der Film gibt eine Devise aus. Es ist zu spät, um pessimistisch zu sein. Gemeinsam – das ist das Wort, mit dem der Film schließt – gemeinsam muss die Menschheit die Verantwortung für die Welt übernehmen. Dass Österreich hier positiv in der Entwicklung erneuerbarer …
Bewerben verboten
Mir ist bewusst, wie beliebt die letzte Staffel von Germany’s Next Topmodel von Heidi Klum war. 8000 Menschen bei der Abschlussveranstaltung in der KölnArena sind Zeichen genug. Mir war nicht bewusst, wie sehr die “Wenn ich nicht gecastet bin, existiere ich nicht”-Welle die gesellschaftliche Wahrnehmung von beruflicher Leistung schon verändert hat. C&A veranstaltet für seine Lehrlinge ein Casting – kein Bewerbungsverfahren – und nennt das Fashionmania. Wie kann man sich das vorstellen? Sitzen drei Jury-Mitglieder, die hauptberuflich nicht bei C&A angestellt sein dürfen, vor dem Bewerber, der T-Shirts und Pullis zusammenlegen oder ins Regal hängen muss? Dem aufgetragen wird, mit einem Mysteryshopper ein Beratungsgespräch über die mögliche Hautunverträglichkeit von Farbstoffen zu zelebrieren? Das wird dann wahrscheinlich auf den internen Monitoren an alle MitarbeiterInnen übertragen, die dann abstimmen müssen, wer den Sieg davonträgt, kurz, den Job bekommt. Sie gestehen sich und der Welt damit aber ein, dass Bewerbungsverfahren im üblichen Sinn für den Bewerber ohnehin nur ein Glücksspiel sind, in dem dieser nie erfährt, aus welchem Grund seine Bewerbung abgelehnt wurde. Gesehen vor der C&A Filiale auf der Wiener Mariahilferstraße.
Jetzt
Momente währen in Ewigkeit. Die Zeit drängt das Jetzt.
Tim sinniert über das nächste Netz
Tim Berners-Lee erzählt aus dem Nähkästchen des Web-Urknalls, der 20 Jahre her ist, und verliert sich kurz in ein paar Anekdoten, als die Welt am CERN noch aus furchtbar vielen unterschiedlichen proprietären Dateiformaten bestand und die Idee des World Wide Webs bei seinem Chef als Freizeitprojekt durchgehen musste. Seine Zukunftsvision “Linked Data” basiert auf der Idee des Hypertexts, geht aber, wie er sagt, über die ausschließliche Verknüpfung von Text hinaus und möchte jegliche Art von Daten miteinander in Beziehung setzen. Entscheidend ist, sagt er, dass jedermann und jederfrau sein oder ihr Schärflein dazu beiträgt, “Raw Data” ins Netz zu bringen und an bestehende Daten anzukoppeln. Aus der Sicht eines Wissenschaftlers wäre es traumhaft, dermaßen umfangreiches Datenmaterial zur Erforschung zur Verfügung gestellt zu bekommen, da interdisziplinäre Schlüsse erleichtert oder überhaupt erst ermöglicht werden. Der Hinweis, dass die Relationen von Daten überhaupt erst gewisse Schlüsse aufzeigen, ist angebracht. Wie viel können wir durch die Untersuchung der Relationen von Daten lernen? TechCrunch Twenty Years Later, The Web Is Finally Turning Into a Computer
Kommentar einer Ärgerlichen
Haiders Seinstransfer ist inzwischen ein Weilchen aus. Die Wogen haben sich bekanntlich noch nicht geglättet. Kärntens Einwohner betätigen sich am lustigen Radmutternlockern zum Zwecke des Abflugs von Straßen und halten dabei Kerzen am Unfallort am brennen. Ein Ewiges Licht für den Verstorbenen? Zum Thema Ewigkeit hat sich Elfriede Jelinek geäußert. In “Von Ewigkeit zu Ewigkeit” hat sie schon Ende Oktober ihre Sicht der Dinge dargelegt. Ganz so, wie man es von ihr gewohnt ist, wenn sie sich zu Österreich äußert. (Ich wollte gerade den Tag Jörg Haider eingeben. Mir ist partout der Jörg nicht mehr eingefallen. Statt dessen kam Adolf Haider. Ich wusste, es falsch war, aber mir fiel es erst ein paar Sekunden später wieder ein.)
CO gegen CO2
Am 26. September dieses Jahres habe ich mich unter dem Titel “Keine Ruhmestat” darüber beklagt, dass selbst im Rahmen der aktuellen Klimadebatte die chemischen Summenformeln für CO2 nicht mehr korrekt wiedergegeben werden. Dazu habe ich am 31.10.2008 eine Rückmeldung und Klarstellung von Regina Pöll bekommen, die diesen Artikel geschrieben hatte, die ich hier im Rahmen eines offenen Briefes kommentieren möchte. Sehr geehrte Frau Pöll, Sie haben mir am 31.10.2008 folgende Rückmeldung auf meine Kritik zu Ihrem Artikel “CO2-Speicherung: Europas Klimaproblem ist lösbar” geschrieben: Regina Pöll wrote: Sehr geehrter “mask” – wer immer sich dahinter verbirgt; da ich gerade über Ihre Kritik an meinem CO2(!)-Artikel stolpere: Tatsächlich ist der Artikel im Print ausschließlich mit CO2 (und nicht etwa CO) erschienen – und für die Printfassung bin ich verantwortlich. Offenbar ist beim Übersetzen der Printversion in die Onlinefassung die niedriger gestellte “2” mehrmals verloren gegangen. schlicht ein Technik-Problem, aber jedenfalls gut zu wissen. Ich darf Ihnen versichern, den Unterschied zwischen CO2 und CO zu kennen … herzliche Grüße! Regina Pöll Ich möchte mich auf diesem Weg bei Ihnen für das vorgefallene Missverständnis, das nach Ihrer Aussage auf einer problematischen Konvertierung des Textes, speziell der Subskripte, beruht und daher ein technisches Problem ist, entschuldigen und Ihnen mitteilen, dass ich davon ausgegangen bin, dass Sie den Unterschied zwischen Kohlenmonoxid und -dioxid kennen. Meine Kritik, die ich in verschiedener Form schon öfters auf diesem Weblog geäußert habe, liegt im Wesentlichen darin, darauf hinzuweisen, wie viele Fehler sich gerade in den Online-Ausgaben der großen österreichischen Tageszeitungen …
Die späte Rache des Reich-Ranicki
Es kann kaum noch lustiger werden. Inzwischen richten sich alle Beteiligten gegenseitig schlechte Wünsche aus und sagen sich, wie unrecht sie doch haben mit ihrer Meinung vom Programm des deutschen Fernsehens und seiner Qualität. In den Medien wird nicht einmal mehr über die Medien, über sich selbst, gestritten, sondern nur noch unter den Beteiligten. Es ist lustig. Erheiternd. Zum Weinen. Reich-Ranicki fing an. Daran besteht kein Zweifel. Ich habe mir nicht den Deutschen Fernsehpreis angesehen. Er musste. Man hat ihn gezwungen, da man ihm einen Preis überreichen wollte, für sein Lebenswerk. Nun, daraus wurde nichts. Dafür darf zumindest ich mich amüsieren über eine zunehmende Aufrüstung der Worte seit der Aufzeichnung der Preisverleihung. Hat Elke Heidenreich, die jetzt als Konsequenz der Diskussion vom ZDF entlassen wurde, sich anfangs noch darüber echauffiert, was man dem armen Mann in seinem Alter von 88 Jahren noch zumutet, blieb es nicht sehr lang dabei dem einsamen Kommentar in der FAZ. Die Retourkutschen der versammelten Fernsehfront folgten bei Fuß. Thomas Gottschalk, ein direkt Betroffener, Harald Schmidt oder Helmut Thoma, Bandenspiel. Eines muss man dem großen alten Herren der deutschen Literaturkritik lassen: Er hat es geschafft, den Qualitätsdiskurs nicht nur im Bereich öffentlich-rechtlicher Medien neu zu beleben, sondern über den gesamte deutschen Fernsehbereich hinweg. Mit einer einzigen Aktion. Wer kann das schon von sich behaupten? Zwei Fragen bleiben: Springt die Diskussion auch auf Österreich über? Was geschieht mit den Statuetten, die nicht überreicht wurden? (Was in diesem Fall allerdings bekannt ist…) FAZ Reich-Ranickis gerechter Zorn Reich-Ranicki sorgt …
Fünf Farben
Diese Haiku-Kavalkade wurde von mir geschrieben im Rahmen einer Schreibwerkstatt in Heidenreichstein im Oktober 2006 unter der Leitung von Robert Schindel. (Als Ersatz für das fehlende Haiku von gestern) Wie bekannt, war es im Oktober 2006 als Kaiser Alfred I. den Thron erklomm. Die Haiku-Kavalkade spielte auf das Ergebnis der Nationalratswahl an. Spannend, das heute noch einmal zu lesen. Der Abend rot, ist durchsetzt von Jubeltränen. Offene Zukunft? Nicht immer geschieht ohne Beten ein Wunder. Schwarzer Trauerflor. Offen für alles, aber sicher ist kaum was. Ausgleich ist grüner. Blaues Aug’ ist an Segen reich daheim im Bau. Gewinnt er doch noch? Zukunft verspricht er, ganz egal ob sie’s wünschen. Überall im Land.
Ohne Titel
Perfektion ist hüllenlos verschleierte Unerreichbarkeit.
Kommentar zu einer Übertragung
Haiders rühmliches Ende hat zumindest zwei lesenswerte Kommentare hinterlassen. Einen von Robert Menasse (“Haider, der unerkannte Austrofaschist“), sowie jenen von Christoph Chorherr (“Was ist das für ein Land?“). Mekka hat am Tag nach dem Happening ein Fazit verfasst und gefragt, wie man auf diesen Tod reagieren möchte? Die Presse, in dem beide oben verlinkten Kommentare erschienen sind, hat interessanterweise erst wieder, im Rahmen der Berichterstattung zu Tod und Bestattung Haiders, beim Artikel Christoph Chorherrs die Kommentarfunktion freigeschaltet, die bei den Artikeln zuvor noch mit dem Satz Aufgrund vieler pietätloser Postings ist die Kommentierfunktion für Beiträge zum Tod Haiders bis auf weiteres deaktiviert. verabschiedet wurde. Es kann sein, dass dies auch schon zuvor geschehen ist, hier ist es mir aufgefallen. Christoph Chorherr hat in meinen Augen einerseits Recht – ja, man muss Trauerfeiern nicht zwangsläufig in voller Länge übertragen und alle, die das nicht sehen möchten, damit quälen – andererseits haben gerade solche Trauerfeiern in Österreich eine Tradition, die über jene anderer Länder hinaus geht. Dass die pompes funébre auch im Wienerischen ihren Widerhall gefunden haben, sei nur ein Indiz dafür, wie auch, dass die “schene Leich” der letzte Wunsch vieler nicht nur in Wien ansässiger Österreicher ist. Die Existenz des Wiener Vereins, der damit wirbt, dass man als frisch Verstorbener niemandem zur Last fallen muss, wenn man entsprechend vorsorgt, verstärkt diesen Eindruck nur. Mit der Übertragung des Begräbnisses und den dort gehaltenen Grabreden wird natürlich ein Bild des Verstorbenen gezeichnet, das nicht länger der Realität entspricht, dem auch unmöglich entsprechen …