Das Wien Museum, ehemals „Historisches Museum der Stadt Wien“ zeigt ab Anfang November eine Werkschau unter dem Titel „Die Essenz von Paris“ mit Bildern Henri Cartier-Bressons, eine Ausstellung, die schon länger geplant, durch seinen Tod allerdings weitere Aktualität gewinnt. [Die Essenz von Paris – HCB im Wien Museum]
Moment décisif
Wie Scheichi schon geschrieben hat, starb Montag mit Henri Cartier-Bresson wahrscheinlich einer jener Fotografen, die unser Sehen im letzten Jahrhundert maßgeblich mitbestimmt haben. Der stille, unauffällige Bild-Schütze HCB, seine gängige Abkürzung, verband die Fotografie mit Gedanken aus dem Zen, vorrangig dem Kyudo, dem japanischen Bogenschießen, daß er über das inzwischen bekannte Werk „Zen in der Kunst des Bogenschießens“ von Eugen Herrigel kennenlernte und darin auch seine Art zu Fotografieren wiedererkannte. Entspannung bis zu dem allerletzten Moment des Auslösens, des Blicks durch den Sucher, um sofort wieder von diesem Moment zum Entspannungszustand zurückzukehren. Da er ein Genie der momenthaften Komposition war, konnte er so einen Zugang zur Fotografie kreieren, dem wahrscheinlich schon viele versucht haben zu folgen. Mich eingeschlossen. Wer sich näher mit der Person und dem Werk Cartier-Bressons auseinandersetzen will, dem sei die Biografie von Jean-Pierre Montier ans Herz gelegt. [faz.net] [kurier.at] [nytimes.com] (free registration required) [BBC]
Pattern Recognition
Der Titel des, im Moment, letzten Romans von William Gibson, Pattern Recognition, zeigt, liest man nur den Klappentext, sehr wenig über den Inhalt des Buches aus, obwohl er auf die wesentliche Eigenschaft seiner Hauptperson, Cayce Pollard, hinweist. Sie ist eine Coolhuntress, jemand der für die Bekleidungsindustrie neue Strömungen einzelner Subkulturen zu finden versucht, um den dahinterstehenden Konzernen zu ermöglichen, diese zu kommerziellen Zwecken zu benutzen, oder zu mißbrauchen. Daneben ist sie jemand, die übertriebenes Labeling nicht ausstehen kann, weshalb zum Beispiel Tommy Hilfiger als Marke der Alptraum schlechthin ist. Wenn das Logo mehr Platz einnimmt als der Rest des Gewands, kaum wunderlich. Selbst dies ist noch nicht Kern der Sache. Sie verfolgt ein Forum über Footage, Videoclips, die in der Community großen Wiederhall stoßen und Spekulationen über ihren Inhalt, Zusammenhang, ihre Herkunft auslösen. Cayce stößt auf eine Spur, die zu dieser umstrittenen Herkunft führen kann. Und folgt dieser. Faszinierend war, aus meiner Sicht, Gibsons Schilderung der Durchdringung von Werbung, Marketing, Logos, von künstlicher Bedeutungsgenerierung, Kontextualisierung und Re-Kontextualisierung bis hin zur Dekonstruktion von überlieferten Bedeutungen von Zeichen, von Text in semiotischem Sinne und die dabei aufgezeigten Zusammenhänge. Das Web in seinen Stärken und Schwächen, sowie die Ansätze von Möglichkeiten der Datenmanipulation, wie sie ja zum Teil im großen Stil geschieht. Und im Buch auch erwähnt wird. Gibson schafft es dabei, ein wirklich konsistentes Werk zu schaffen, daß sich selbst als ein Netz, als eine Struktur sieht.
Wenn du deinen alten Mac nicht mehr brauchst
…mach doch einen hölzernen Spiegel draus. Wie das aussehen soll? [Wooden Mirror]
Weil jeder kann sich…
[zitat]Because anyone with a computer can call himself a graphics designer.[/zitat] Einer der Sieger des diesjährigen Adobe Design Achievement Awards hat diesen, anregenden, Text in den von ihm eingereichten Folder geschrieben. Wenn ich mich umdrehe und in mein Regal sehe, und mir denke, wie viel Wissen und Theorie hinter gutem Design stecken muß, will man wirklich professionelle Arbeit erledigen und nicht einen gewagten Schuß ins Blaue abgeben, kann ich diesem Satz nur absolut zustimmen. Den Eindruck, den genau solche Leute auf den Berufsstand ausüben, hat oft leider nicht gerade zum Besten gereicht. [G. Dan Covert – Winner Print] [Creative Bits]
Wie man Äpfel kauft
Nein nicht:“Einen Kilo von den hübschen grünen da, bitte.“ Ein wenig komplizierter ist das schon. So kompliziert, daß man sogar 49 Seiten darüber schreiben kann, die jetzt kontinuierlich im Web auch öffentlich publiziert werden. [How To Buy A Mac!]
Bücher machen Probleme
Die Vereinigten Staaten schaffen es immer stärker, sich aus der Welt in die Isolation zurückzuziehen und sich daraus nur noch zu befreien, wenn sie ein anderes Land überfallen. Scheint zumindest so, wenn man Berichte liest, wie diesen des USA Greencard Centers. Was mich daran verwundert, ist, daß sie dies auch noch als scheinbaren Werbetext benutzen, so, als würden sie herzlich willkommen sein, wenn sie nur eine Greencard registrieren und, um eine zu bekommen, auch zahlen müssen, womit sie diesen Auswuchs weiter finanzieren. Das Fakt, das jemand ausgewiesen wird, nur weil er scheinbar falsche Bücher gelesen hat, wie wahrscheinlich aus Amazon-Kundendaten hervorgegangen ist, da die Einreisebehörde, wie es scheint, auch diese auswertet und einen weiteren Punkt darstellt, der in dem Artikel thematisiert wird, geht in die Richtung, daß das Medium Text ähnlich behandelt wird wie zu jenen Zeiten, als man dieses als direkten Angriff auf ein System gewertet hat. Mit aus dem Grund, daß man sich gegen einen Text kaum zur Wehr setzen kann, da dieser nur mit sich selbst antwortet, niemals jedoch direkt auf eine an den Text gestellten Frage. Walter Ong formuliert das in seinem Werk „Oralität und Literalität“ folgendermaßen:“Das Delphische Orakel war für die Prophezeihungen nicht verantwortklich, denn sie galten als die Stimme des Gottes. Die Schrift und mehr noch das Gedruckte besitzen etwas von dieser prophetischen Qualität. Wie das Orakel oder der Prophet entfernt auch das Buch eine Äußerung von der Quelle, die in Wahrheit das Buch sagte, vielmehr schrieb. Wenn man zur Quelle, zum Autor vordringen …
Mitternachtsradfahrt
Vom Neugebäude in Simmering heimgefahren, über die Prater Hauptallee. Ungefähr um halb zwölf los, dann kaum mehr einen Menschen gesehen. In der Allee, hell erleuchtet von den Straßenlaternen. Niemand weit und breit, nur ein paar Lichter langsam schaukelnd weiter vorne. Dahinter noch eines. Hufgeklapper beim Näherkommen. Meine Reifen, Slicks, machen kaum Fahrgeräusch. Ein einsamer Fiaker sitzt am Kutschbock, müde dreinblickend. Machen die so lang Dienst in der Stadt? Dahinter noch einer. Und noch ein dritter und, ein wenig später, noch ein vierter. Bin mir vorgekommen wie ein Jahrhundert früher, da war der Prater allerdings gerade erst für die Öffentlichkeit geöffnet worden. Aber sicherlich Fiaker in größerer Zahl, auch am Sonntag um halb zwölf. Kurz vor Mitternacht.
Dayanita Singh
Im Rahmen einer anderen Vorlesung habe ich mich mit der indischen Fotografin Dayanita Singh beschäftigt, speziell damit, ob es eine unterschiedliche Betrachtungsweise zwischen indischen und europäischen Fotografinnen gibt. Dabei bin ich speziell auf die erst vor wenigen Jahren verstorbene Inge Morath eingegangen. [Der Artikel als .pdf] (ca. 2,5 MB)
Veränderungen struktureller Grundbedingungen des Menschen durch die Medien
Eine meiner Arbeiten, die ich im Rahmen des letzten Semesters auf der Universität Wien abgegeben habe. Dabei beschäftige ich mich mit dem Zusammenspiel der Begriffe der Form, der Struktur und des Zwecks von Medien im Verhältnis zum Menschen. [Der Artikel als .pdf]