Das Müllproblem im Meer ist bekannt: im Laufe der Jahre und Jahrzehnte hat sich immer mehr Plastik angesammelt und treibt in gigantischen Strudeln wie dem Great Pacific Garbage Patch im Kreis, zermahlt sich dort zu immer kleineren Teilchen und kann in absehbarer Zeit in jedem Vogel nachgewiesen werden. Eine Studie des Imperial College London kommt zu dem Schluss, dass im Jahr 2050 in 99 Prozent aller Seevögel Plastikspuren zu finden sein werden.
Ein kleiner Baustein der Lösung könnte kompostierbare Plastikfolie sein, wie sie im Augenblick gerne für Bio-Müllsäcke genutzt wird. Das Problem mit dieser Folie: sie ist zwar gut kompostierbar, aber sonst auch nichts. Auf der Packung eines solchen Beutels heißt es: hitzebeständig bis 50°C, verrottet im Hauskompost oder kann über die Bio-Tonne entsorgt werden. Das funktioniert auch gut, wie ich einmal getestet habe. Aber sie sind nicht vollständig und unter allen Bedingungen biologisch abbaubar. Im Klartext: gelangt das Plastik als Plastiksack ins Meer, verhält es sich wie jedes konventionelles Stück Plastik: es treibt auf unbestimmbare Zeit im Kreis und zermahlt sich langsam in immer kleinere Teilchen.
Dass diese Aussage nicht von ungefähr kommt, hat die UNEP-Studie (United Nations Environment Programme) „Marine Plastic Debris and Microplastics“ nun nachgewiesen. Kurz: „Plastics marked as ‘biodegradable’ do not degrade rapidly in the ocean.“ Das geschieht aus genau der oben genannten Ursache: Das Meer ist keine geeignete Umgebung, um irgendetwas zu kompostieren. Jeder, der einen Komposthaufen zu Hause hat, kann ein Lied davon singen, wie viel Arbeit in die Pflege des Komposts gesteckt werden muss, und welche Elemente alle dazu gehören, welche Mikroorganismen während des Zersetzungsvorganges aktiv werden, welche Tiere sich beteiligen und wie lange das alles dauert. Diese Bedingungen existiert im Meer und an seinen Stränden nicht.
Die beste Lösung: auf Plastik ganz verzichten. Und wenn das nicht möglich ist, genau darauf achten, dass die Bio-Müllbeutel ihrer Bestimmung nach tatsächlich am Kompost oder in der Biotonne landen: dort, wo sie hingehören.
Foto: sac de déchets alimentaires pour compost © Patryssia / Adobe Stock
Der Beitrag Kompostierbar ist nicht gleich abbaubar erschien zuerst auf Energieleben.