Telepolis hat vor kurzem einen sehr interessanten Artikel über die Situation der Universität in Deutschland veröffentlicht, der genau in diesem Zusammenhang von einem momentanen Versagen der Universitätslandschaft in Deutschland, meines Erachtens auch gültig für Österreich, spricht, einem Versagen, daß sich auf Überspezialisierung, Langeweile und Einheitsbrei gründet, einem Eintopf, der nur vor lauter Sich-in-die-Reihe-stellen strotzt und keine gelegentliche Zwiebel oder Pepperoni, schon gar eine Chilischote zuläßt, um beim Eintopf zu bleiben. Die Universität ist bequem geworden, man ruht sich aus, die geistige Agilität ergeht sich in einem unerschöpflichen Beamtentum. Man tritt intellektuell auf der Stelle, in einer Zeit, in der sich alles schneller und schneller dreht und wendet.
Die Vorreiterrolle der Universität wurde immer durch die unbequemen Denker getragen, diejenigen, die die Debatte fördern, die für ihre Gedanken voll eintreten und sich nicht vom System Universität unterkriegen lassen.
Wo sind die Professoren, über deren Publikationen man sich schon ein halbes Jahr vorher den Mund fusselig gesprochen hat? Wo findet Diskussion und Diskurs auf der Universität statt? In der und abseits der Lehre? Ist auch der Student zu bequem geworden?
Comments 2
Das betrifft allerdings jeweils die Diskussion eines Themas auf breiter Front, vor allem eines aktuellen Themas. Wann wurde ein Thema zuletzt, von einer Universität ausgehend, von einer breiten Masse rezipiert und diskutiert. Oder auch nur innerhalb des universitären Bereichs?
Österreich ist in manchen Sachen sehr wohl wie Deutschland… das Problem der Unis ist allerdings ziemlich sicher ein größeres und raumgreifenderes als in diesen beiden Nationen. Wo es anscheinend noch besser funktioniert, ist in Frankreich. Anscheinend muß man eine Tradition der Revolution besitzen, um auch der Bildung den notwendigen Stand in der Gesellschaft zuzugestehen.
Vor kurzem habe ich erfahren, wie die Einstiegsgehälter am universitären Sektor aussehen. Erschreckend, anders kann man das nicht formulieren. Kein Wunder, daß niemand, nicht mal mehr die Idealisten, auf öffentlichen Universitäten bleiben.
Ist das wirklich ein Problem der Universitäten oder nicht generell der Gesellschaft? Die generelle Entpolitisierung der Gesellschaft (in Indien gibts ja angeblich noch politische Diskussionen in jedem Kuhdorf)? Und ist Österreich wirklich wie Deutschland? Immerhin haben wir eine neo-liberale Regierung (sagt man das so?), die auf das 0-Defizit setzt, während in Deutschland die rot-grüne Regierung fröhlich Schulden macht… Und was die Diskussion übers Foltern o.ä. betrifft, scheints ja in Deutschland auch noch ganz gut zu funktionieren…