Einen interessanten, im deutschen Sprachraum komplett unterschätzten, Zugang zu Kommunikation, liefert seit einiger Zeit unzweifelhaft die Semiotik, ihres Namens nach die “Lehre von den Zeichen”. Einer der Hauptvertreter, und der, der die zwei ursprünglichen Richtungen Semiotik, entwickelt von Charles Sanders Peirce, und Semiologie, von Ferdinand de Saussure, unter dem Begriff Semiotik zusammengeführt hat, ist Umberto Eco. Zu diesem Namen ist es inzwischen nicht mehr zwingend notwendig, weiteres zu sagen. So viele Ehrendoktorate sind selten auf eine Person vereinigt.
Im deutschsprachigen Raum ist, seit der Erfindung der Zeitungswissenschaft, der Haupt- und meist auch alleinige Zugang zur Kommunikation die Soziologie. Als solches bietet sie viele Erklärungen, das Medium und seine Wirkungen werden allerdings in einer Black Box zusammengefasst und nicht näher betrachtet. So beobachtet man die Auswirkungen von etwas, das man nicht näher versteht und versucht diese irgendwie zu vergleichen. Alle Ansätze für diese Erklärungsversuche werden meist als unqualifiziert zurückgewiesen. So das in deutscher Gründlichkeit erstellte, erdachte und entwickelte Modell.
Anders in anderen Ländern. So in Italien, wo die Semiotik grundlegende Modelle für die Erklärung von Kommunikation liefert. Man schränkt sich hier in genau die andere Richtung ein, in dem man ausschließlich das Medium und seine Wirkungen betrachtet. Will man eigentlich irgendwo wirklich einen Kommunikationsprozeß als Ganzes betrachten und analysieren? Wäre doch einmal etwas furchtbar interessantes, so wie es scheint. Aber anscheinend entdecken Lehrpersonal und Studenten entweder aus Mangel am Interesse des breiteren Horizontes oder aus purer Absicht und Sturheit in seinen traditionellen Wegen nicht, daß möglicherweise eine Kombination beider Untersuchungs und Betrachtungsprozesse zu sehr interessanten Ansätzen führen könnte und unweigerlich führen würde. In Österreich, genauso wie in Deutschland ist die Bedeutung der Semiotik in den Human- und Sozialwissenschaften bisher vernachlässigbar.
Was versucht die Semiotik zu klären und zu interpretieren?
Man geht von einem Text aus, der untersucht werden soll. Text ist hier allerdings nicht nur als das geschriebene Wort zu verstehen, so wie dieses, sondern alles, was über ein Medium transportiert werden kann. So bedient man sich zum Beispielt bei der semiotischen Analyse eines Film zuerst einmal auf erster Ebene der klassischen FIlmanalyse, bei der dieser formal und inhaltlich Analysiert wird. Auf dieser Basis aufbauend versucht man, die dahinterliegende Struktur innerhalb des Films zu erkennen. Welche Zeichen wie besetzt sind. Welche Figuren innerhalb des Films welchen Rollen entsprechen. Man versucht immer weiter zu verallgemeinern. Aus dieser Vorgehensweise kann man erkennen, welche Zeichen wie zu verstehen sind und auch, welche wie interpretiert werden.
Diese Vorgehensweise kann jetzt für im Grunde jeden Kommunikationsprozeß angewandt werden. Nach Watzlawik (Paul) ist bekanntlich alles Kommunikation oder genauer:” Man kann sich nicht nicht verhalten. Alles Verhalten ist Kommunikation.” Daher könnte man, zumindest in meinem Verständnis, auch alles semiotisch analysieren. Was diese zu einem sehr mächtigen Werkzeug macht. Und warum sollten man nicht in diesen Koffer greifen, wenn darin der passende Schraubenschlüssel zu finden ist, den man in der Soziologie-Kiste vergeblich sucht?
Mehr zu Semiotik:
[semiotik.org]