Fenster-Wirrwarr: Ein glasklares Durcheinander

adminEnergieleben

Ich habe vor einem Jahr mein Haus gekauft: ein altes, aber gut saniertes Bauernhaus: mit all seinen eigenen Ecken, Kanten und Macken. Zu diesen Macken gehört auch, dass es zwei unterschiedliche Fenstertypen gibt:

  • Doppelt verglaste Kunststoff-Lärmstoppfenster unten
  • Kastenfenster oben

Bevor wir eingezogen sind, haben wir zwei Wände durchbrechen lassen, um mehr Licht ins Haus zu bekommen: Im Wohnzimmer im Erdgeschoß kam eine Terrassentür dazu, im ersten Stock zwei große, französische Fenster, die dem aktuellen Standard entsprechen; alle sind dreifach verglaste Kunststofffenster vom gleichen Hersteller wie die Lärmstoppfenster. Der einzige Unterschied ist das Design, da die ursprüngliche Linie nicht mehr verfügbar war: damit in Summe drei verschiedene Fenstertypen.

Nebengebäude

Fenster im Nebengebäude ©  Punkt Fünf e.U./Martin Skopal

Das Haupthaus hat die größte Anzahl an Fenstern. Daneben gibt es welche am Dachboden, sowie in den Nebengebäuden – bestehend aus Kastenfenstern oder einfachen Fensterrahmen, dem Alter des Hauses entsprechend. Da diese Räume nicht beheizt werden, dienen die Fenster zur Beleuchtung und Lüftung; der Dämmwert ist ganz egal. Würde ich die Werkstatt heizen wollen, könnte ich das nur mit einem separaten Werkstattofen machen: ein Kamin für einen einfachen Holzofen wäre vorhanden, der Ofen aber nicht.

Die Heizzeiten beschränken sich in allen Räumen auf die tatsächliche Nutzung: man heizt nur ein, wenn man sich in den Räumen aufhält. Eine Investition in neue Fenster lohnt sich nicht, auch wenn diese einen hohen Dämmwert haben. Selbst der jährliche Rückschnitt von Sträuchern und Bäumen im Garten wirft für die kurzen Heizperioden genug Holz ab, um über den Winter zu kommen. Das Holz sollte aber entsprechend trocken sein (richtige Lagerung beachten!), um sauber zu verbrennen.

Abstecher: Pflanzen überwintern (Heizung oder Licht?)

Die Vorbesitzerin hat in der Werkstatt ihre Pflanzen überwintert und dazu einen kleinen elektrischen Heizlüfter aufgestellt gehabt. An kalten Tagen muss der sehr beschäftigt gewesen sein: immerhin sind Türen und Fenster undicht. Die Werkstatt grenzt auch nicht an eine beheizte Mauer. In dem Raum durchgehend zumindest 5°C zu halten, ist daher sehr energieintensiv. Die Alternative dazu ist der vorhandene Erdkeller. Er ist das ganze Jahr über frostfrei, aber finster. Nichts ist leichter, als eine halbwegs adäquate Beleuchtung für Pflanzen zu schaffen: letztes Jahr probiert, hatte ich keine Probleme gehabt, alle Gewächse mit zwei 10W-LED-Baustrahlern und einem Timer über den Winter zu bringen, der die Lampen täglich 8h leuchten hat lassen.

Eine Rechnung

Die Pflanzen befanden sich ab Anfang November im Keller, bis etwa Ende März, gesamt 151 Tage. Das macht in Summe 20 x 8 x 151 = 24160 Wh, oder 24,16 kWh, oder Kosten von ca. 4€ für das Licht. Die Elektroheizung würde (ganz ganz grob geschätzt) 2h am Tag laufen, mit 1000W Heizleistung. Gleiche Rechnung: 1000 x 2 x 151 = 302000 Wh, oder 302 kWh, oder Kosten von ca. 48€. Die Lösung, Licht zu machen statt Wärme verursacht ein 12tel der Kosten.

Fenster im Haupthaus

Fenster im Haupthaus © Punkt Fünf e.U./Martin Skopal

Das Mischmasch an Fenstertypen im Haus bleibt vorerst mal ohne Konsequenz. Die Lärmstoppfenster direkt an der Straße sind mehr als nur positiv, weil ich in meinem Büro mit zwei Fenstern zur Straße keine Lärmbelastung habe und entspannt arbeiten kann. Die Doppelverglasung entspricht zwar nicht mehr dem Standard der Dreifachverglasung und hat einen schlechteren Ug-Wert (durchschnittlich Ug von 1,1 (laut Rechnung) im Vergleich zu 0,6). Der Uw-Wert wäre natürlich zielführender, da er sich auf das gesamte Fenster bezieht, war für mich für die Doppelverglasung leider nicht mehr zu eruieren. Der Uw-Wert für die Fenster mit Dreifachverglasung beträgt 0,65W/m2K laut Hersteller. Die Fenster vorzeitig auszutauschen bringt aber nichts – als schlecht kann man sie keineswegs bezeichnen. Nachdem sie knapp 10 Jahre alt sind, haben sie noch eine ordentliche Lebensspanne vor sich. Die gerade eingebauten Fenster mit Dreifachverglasung sowieso.

Dreifach verglaste Fenster © Punkt Fünf e.U./Martin Skopal

Was macht man mit den Kastenfenstern?

Bleiben die Kastenfenster. 8 Stück sind im Haus verbaut, ganz klassisch doppelflügelig mit Oberlichte. Durchschnittliche Kastenfenster haben einen durchschnittlichen Uw von 2,5. Das ist weit mehr als das der dreifach verglasten Fenster. Auf den ersten Blick wäre es nur logisch, sie bei nächster Gelegenheit auszutauschen. Diese bietet sich, wie im letzten Artikel zum Dach geschrieben, sobald die bestehende Wohnbauförderung abgezahlt ist.

Kastenfenster © Punkt Fünf e.U./Martin Skopal

Warum nur auf den ersten Blick? Man kann Kastenfenster modernisieren und auf ein Niveau bringen, das aktuellen Fenstern entspricht. Werte von Uw 1,15 scheinen da möglich zu sein. Der Aufwand ist aber hoch. Man muss:

  • die Fenster wieder ordentlich in Gang setzen und schließbar machen.
  • eine ordentliche Dichtung bei den Fensterflügeln einziehen.
  • den Anschluss zur Außenwand prüfen und abdichten.
  • die innere Fensterscheibe gegen eine doppelt verglaste tauschen oder durch Spezialglas ersetzen.
  • die Fenster wieder ordentlich streichen und kitten.

Entsprechend teuer ist eine Sanierung. Das bedeutet, dass die Gründe für eine Sanierung – im Gegensatz zum Tausch – nicht im U-Wert liegen können. Der U-Wert spielt in der Argumentation für oder wider eine vernachlässigbare Rolle.

Im Gegensatz zu neuen Wärmeschutzfenstern sind Kastenfenster sehr gut reparierbar und können somit über sehr lange Zeit Bestand haben. Wärmeschutzfenster werden im Normalfall getauscht, nicht repariert. Das bedeutet: während da regelmäßige Wartungskosten anfallen und Arbeiten zu erledigen sind, kommt dort etwa alle 30 Jahre eine Firma, reißt die Fenster raus und baut neue ein. Da verteilen sich die Kosten, dort steht eine große Investition alle heiligen Zeiten – für die dann oft das Geld fehlt oder die nächste Generation oder die nächsten Besitzer eines Hauses aufkommen müssen. Gleichzeitig sind Kastenfenster nicht beliebig aufwertbar. Irgendwann ist das Limit erreicht – während man ansonsten “regelmäßig” ein Upgrade der Fenster auf den jeweils letzten Stand der Technik durchführt.

Zu beachten gibt es auch das Raumklima: während man bei Kastenfenstern oft auf das Lüften verzichtet, muss man bei dichten Wärmeschutzfenstern aktiv lüften, um Problemen wie Feuchtigkeit und Schimmelbildung vorzubeugen. Es kann zur Bildung von Wärmebrücken kommen zwischen Fenster und Mauer. Noch wahrscheinlicher ist das, wenn man bei der Fensterinstallation auf die Dämmung des Hauses verzichtet. Hier stoßen stark dämmende Elemente auf schwach dämmende. Das kann ein relativ großes Temperaturgefälle verursachen. Mein Vorteil: die starken Wände des Altbaus haben einen relativ hohen Dämmwert, verglichen mit Häusern aus den 70er oder 80er-Jahren. (Bei denen stellt sich diese Problem nicht, da wurden keine Kastenfenster mehr verbaut.)

Für die Kastenfenster spricht ihre ganz eigene Ästhetik (und gelegentlich auch der Denkmalschutz). Diese ist durch keine anderen Fenster zu erreichen. Selbst moderne Holzfenster wirken ganz anders, in meinen Augen viel klobiger und massiver als die meisten, eher fein und schlank gearbeiteten Kastenfenster. Will oder muss man diese Ästhetik bewahren, muss man das auch mit den Fenstern machen. Und wie bei einem Oldtimer gilt: mit möglichst vielen Originalteilen. In modernen Haushalten spielt es aber kaum eine Rolle, dass man im Zwischenraum des Fensters im Winter gut Lebensmittel kühlen kann.

Die Vorteile der Wärmeschutzfenster sind lang, ich möchte noch ein paar ganz persönliche eingehen: Sie sind weit einfacher in der Verwendung und in der Reinigung. Der zusätzliche Platz am inneren Fensterbrett kommt auch immer wie gerufen: für Pflanzen ist das der ideale Platz, gerade in Räumen, die recht wenig Licht erhalten.

Was ich machen werde

Ganz ehrlich: ich bin mir noch nicht sicher. Ich neige in die Richtung, die Fenster tauschen zu lassen, mit der Konsequenz, dass einiges von dem Wiener Altbauwohnung-Gefühl verloren geht, das besonders der obere Stock des Hauses versprüht. Möglicherweise wird mir die Entscheidung abgenommen und der Fenstertausch nicht bewilligt.

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Titelbild: © Sophia | Dollar Photo Club
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